Tuppenhof

Tuppenhof

Zu einer herausragenden Einrichtung unseres Heimatdorfes gehört ohne Zweifel der Tuppenhof

Die rheinische Vierkanthofanlage „Tuppenhof“

Der Tuppenhof ist eine typische gewachsene rheinische Hofanlage, die sich aus einem ursprünglichen Dreiseithof des 18. Jahrhunderts zu einer Vierkanthofanlage im 19.Jahrhundert entwickelt hat.Seine siedlungsgeschicht-liche und denkmalwürdige Bedeutung für den Kaarster Raum besitzt der Tuppenhof angesichts der allgemein rückläufigen Entwicklung der Landwirtschaft und des Sterbens gewachsener Hofanlagen seit den 60-er Jahren vor allem aufgrund – der original erhaltenen, nunmehr restaurierten Gebäude, deren älteste Bestandteile Anfang des 18. Jahrhunderts entstanden, – der anhand der zahlreichen Scherbenfunde, die im Rahmen der Restaurierung zu Tage getreten sind, nachweisbaren Besiedlung der Siedlungsfläche Tuppenhof seit dem 12. Jahrhundert, woraus ersichtlich wird, dass auf dem Areal des Tuppenhofes Vorgängerbauten bestanden haben, deren Ursprünge in die Rodungstätigkeiten des 12. Jahrhunderts, als der Bereich „Rottes“ (Kontraktion der Bezeichnung „Rodungshaus“) von Kleinenbroich ausgehend durch Rodungstätigkeit besielt wurde, zurück reichen, – der noch vorhandenen, für die heimischen Bauernhöfe typischen Streuobstwiese sowie des barock anmutenden Bauerngartens, – des auf dem Tuppenhof gefundenen Dokumentenbestandes, der die Geschichte der Hofanlage und ihrer kleinbäuerlichen Bewohner fast lückenlos zwischen den Jahren 1684 und 1985 belegt bzw. rekonstruierbar macht.Die Einzigartigkeit und die Bedeutung des Denkmals Tuppenhofes und seiner mustergültigen Restaurierung wurde im November 2000 dadurch besonders gewürdigt, dass die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und der Bundesverband des Deutschen Handwerks dem Tuppenhof den Deutschen Denkmalspreis für hervorragende handwerkliche Restaurierungsarbeit verlieh. Der Museumsförderverein konnte am 19.November 2000 die Urkunde für den 2. Platz, verbunden mit einer Zuwendung von 10.000 DM, aus der Hand des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Clements anlässlich einer Feierstunde im Festsaal des Regierungspräsidiums Düsseldorf entgegennehmen.

Forschungsvorhaben auf dem Tuppenhof

Zusammenhang mit dem Archiv und der Bibliothek des Tuppenhofes soll auf dem Tuppenhof auch wissenschaftliche Forschung getrieben werden. In Kooperation mit Geschichtsvereinen und wissenschaftlichen Institutionen, aber auch interessierten Einzelpersonen soll künftig die Erforschung der bäuerlichen und landwirtschaft-lichen Sozial- und Kulturgeschichte sowie der Siedlungsgeschichte im hiesigen Raum vorangetrieben werden.

Zur Entstehung des Museums Tuppenhof und des Museumsfördervereins

Warum gibt es ein Museum Tuppenhof? 

Durch den Braunkohletagebau ist vieles an historischer Bausubstanz für immer verloren. Durch die Besiedlung aus den Großstädten verschwinden immer mehr Bauernhöfe. Der Tuppenhof ist in seiner Art einmalig, weil alle Gebäudeteile hier seinen Ursprung haben und nicht von irgendwoher herangekarrt wurden. Welcher Bauernhof verfügt außerdem heute noch über einen nach barockem Vorbild angelegten Bauerngarten, geschweige denn über eine alte Eibenallee? Anders als in den Freilichtmuseen in Kommern oder Grefrath stammt hier alles aus dem Bereich des Tuppenhofs, egal ob Dokumente, Keramikfunde, Gebäude, Inventar und Bauerngerätschaften, alles ist von hier. Der Fund der Dokumente ist sicherlich außergewöhnlich. Nicht nur durch die Umstände, durch die er ans Licht gelangte, sondern auch durch seinen Inhalt. Es handelt sich um ein Archiv eines kleinen Bauernhofes. Bei Adelshäusern oder Klöstern ist ein Archiv normal, nicht jedoch bei einer kleinbäuerlichen Hofanlage. Diese Sammlung von Urkunden ist auch deshalb besonders wertvoll, weil sie nicht nur Dinge enthält, die sich auf den Hof selbst beziehen und die persönlichen Verhältnisse seiner Inhaber wiederspiegelt, sondern auch auf die öffentliche Stellung der Hofesinhaber verweist. Zwischen 1770 und 1777 bekleidete beispielsweise der damalige Besitzer des Hofes, Mathias Klitzen, drei öffentliche Ämter. Er war zum einen Honschaftsvorsteher der Ahner Honschaft, die aus den Siedlungsflächen Driesch, Rottes, Heide, Wattmannstraße, Alt-Vorst und Linning bestand. Außerdem war ihm das Amt eines Försters des Büttger Waldes übertragen. Als Inhaber dieses Amtes kam ihm eine wichtige Funktion bei der Verteilung des Schlagholzes auf die Nutzungsberechtigten zu; außerdem hatte er den Wald vor Holzfrevel zu bewahren. Am wichtigsten und einträglichsten war jedoch seine Funktion als Steuereinnehmer für Büttgen. Das erhaltene Steuerbuch des Matthias Klitzen ist ein für die Büttger Geschichte bedeutsames, einzigartiges Dokument, weil es gleichzeitig als ältestes Einwohnerverzeichnis von Büttgen gelten kann.Durch die Dokumente werden Funde auf dem Tuppenhof belegt. So z.B. durch eine amtliche Warnung vor Viehseuchen am Niederrhein um 1770, die das Todesdatum eines im Bereich des ehemaligen Kuhstalles gefundenen Rinderskeletts um diese Zeit wahrscheinlich macht. Oder Rechnungen, die über 100 Jahre alt sind, aus denen Abläufe der Anbauten rekonstruiert werden können. Gerade hieraus ergeben sich Erkenntnisse zur kommunalen Geschichte der ehemaligen Gemeinde Büttgen und ihrer einzelnen Ortsteile, die bisher unbekannt war

Die Geschichte des Museums Tuppenhof

Anfang der achtziger Jahre (1983) verstarb Peter Schmitz, der letzte Bauer auf dem Tuppenhof. Elisabeth Schmitz, seine Witwe, wohnte eine Zeit lang noch alleine auf dem Anwesen und verstarb dann im Juni 1988. Die Erbengemeinschaft versuchte den Denkmalschutz aufzuheben und führte deshalb einen Prozess gegen die Stadt Kaarst. Der Denkmalschutz blieb jedoch bestehen. Der Künstler Gerresheim aus Büttgen begleitete die Maßnahmen.Gemeinsam mit der Stadt wurde ein Konzept zur Erstellung eines Kreislandwirtschaftsmuseums erstellt. Der Wettkampf um den Standort entbrannte zwischen dem Kesselhof in Sinsteden und dem Tuppenhof in Vorst. Der Kesselhof erhielt jedoch 1989/1990 den Zuschlag. 1990 werden die Urkunden beim Aufräumen im Stall gefunden. Die Gruppe um die Treckerfreunde „Dreh an“, Peter Kirchhartz und Heinz Walter Gerresheim gaben allerdings nicht auf und setzten sich für eine kleine Lösung als museale Begegnungsstätte Tuppenhof ein.Im Oktober 1990 gründete sich deshalb der Museumsförderverein Kaarst e.V. und wurde im Frühjahr 1991 in Vereinsregister eingetragen. Im Dezember 1990 wurde der Förderantrag bei der NRW-Stiftung gestellt. Am 14. Januar 1993 wurde der Bewilligungsbescheid der NRW-Stiftung ausgestellt. Die anderen Geldgeber folgten diesem Beispiel in kürzester Zeit. Am 6.10.1993 wurde schließlich der Kaufvertrag mit der Erbengemeinschaft geschlossen.Ostern 1996 begannen die Instandsetzungsarbeiten. Nach dreijähriger Bauzeit eröffnete das Museum Tuppenhof im Mai 1999.

Die Nutzungskonzeption des Tuppenhofs als Museum und Begegnungsstätte für bäuerliche Geschichte und Kultur

Grundlage des Museums sind die Gebäude selbst, wobei das Wohnstallhaus von 1705/09, die Scheune und das Torhaus aufgrund ihres Alters von zentraler Bedeutung sind.Daneben soll in den Gebäuden durch die in Auftrag gegebene Dauer-musealisierung der Gebäudeteile die Geschichte und Kultur bäuerlichen Lebens seit Ende des 17. Jahrhunderts erfahrbar gemacht werden, wobei der Schwerpunkt durch Exponate, die originär vom Tuppenhof stammen, gebildet werden soll. Wechselausstellungen sollen das Spektrum der Exponatthemen und –Gegenstände ergänzen bzw. vertiefen.Einen weiteren Schwerpunkt bildet das Außengelände mit historischer Streuobstwiese und Bauerngarten als eindrucksvolles Anschauungsobjekt bäuerlicher Selbstversorgung. Die Aufbereitung der bäuerlichen Geschichte und Kultur sowie der Siedlungsgeschichte im hiesigen Raum soll vor allem durch Forschung vor Ort, d.h. auf dem Tuppenhof selbst, erfolgen, wobei im Mittelpunkt der Dokumentenbestand des Tuppenhofes stehen wird; ergänzt werden die Forschungsmöglichkeit durch eine im Aufbau befindliche wissenschaftliche Bibliothek.Im Rahmen der Museumskonzeption steht neben den normalen Öffnungszeiten am Wochenende die museumspädagogische Betreuung von Schulklassen vor allem am Vormittag im Mittelpunkt.Durch die Einrichtung eines Museumsshops soll dem Besucher auch die Möglichkeit gegeben werden, neben speziellen Angeboten des Museums Tuppenhof auch Literatur zur Lokal- und Regionalgeschichte zu erwerben.Ergänzt wird das museale Angebot durch die Vortragsreihe „Dienstags im Tuppenhof“, die vor allem historische und kulturelle Aspekte vergangener bäuerlicher Lebenswelt veranschaulichen will. Da diese Vortragsreihe aber auch offen für weitere Inhalte und Darstellungsformen wie z.B. Dichterlesungen ist, greift diese Vortragsreihe bereits über auf das zweite Standbein der Konzeption, nämlich der Begegnungsstätte. Durch die Kooperation mit Heimat- und Geschichtsvereinen der näheren Umgebung sowie genealogischen Vereinigungen oder wissenschaftlichen Institutionen (auch aus dem universitären Bereich) soll das Bildungsangebot des Tuppenhofes an die Bevölkerung der näheren und weiteren Umgebung weiter ausgebaut werden.