Historie

Aus historischen Dokumenten geht die Chronik der Bruderschaft von 1880 bis 1948 hervor

St. Eustachius Schützenverein zu Büttgen-Wattmannstraße gegründet 1880
der Erzbruderschaft vom hl. Sebastianus beigetreten 1928
Kirchliche Aufnahme in die Erzbruderschaft vom hl. Sebastianus am 20. Januar 1935
in der Pfarrkirche zu Büttgen-Vorst
Laut Beschluß der Generalversammlung vom 8. September 1946 jetzt:
St. Eustachius Schützenbruderschaft 1880 zu Büttgen – Vorst

Chronik
der Vereinsgeschichte der St. Eustachius Schützenbruderschaft 1880
von 1880 bis 1948

Unsere Vorfahren feierten ihr Schützen- und Volksfest mit der St. Sebastianus Schützenbruderschaft unserer Mutterpfarre Büttgen. Diese Bruderschaft ist über 500 Jahre alt (1415) und war Träger des Schützenwesens der ganzen Gemeinde Büttgen und somit auch unseres Bezirkes. An dem Schützen- und Volksfest dieser Bruderschaft haben sich unsere Vorväter Jahrhunderte lang rege beteiligt. Das beweist schon der Umstand, daß die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft von Büttgen hier in Vorst den Königsvogel schoß.

Auf dem Grundstück zwischen Halms und Radermacher, welches Eigentum der Bruderschaft war und im Volksmund ‚der Bastianus‘ hieß, stand bis zum Jahre 1895 noch ‚de Schetruht‘ (die Schießruhte) oder Vogelstange. Alljährlich am Sonntag vor Pfingsten kam die Schützenbruderschaft von Büttgen mit Trommel und Pfeifenklang in Begleitung des Schützenkönigs im Schmucke des alten ehrwürdigen Königssilbers und schoß hier in Vorst den Königsvogel. Dann wurde der neue Schützenkönig unter der Vogelstange mit dem Königssilber begleitet und mit Sang und Klang zur Pfarrkirche in Büttgen geleitet, wo das Königssilber vor Eintritt der Dunkelheit wieder abgeliefert werden musste.

Zwei Wochen nach Pfingsten am Sonntag nach Fronleichnam fand das Schützen- und Volksfest statt. Die hiesigen Schützenbrüder mussten dann Sonntagmorgens nach Büttgen und dort den Festzug mitmachen. Als der Recktoratsbezirk Vorst sich im Laufe der Zeit immer mehr vergrößerte und die Schützenbrüder zahlreicher, wurde der Entschluss gefasst, hier in Vorst eine eigene Schützenbruderschaft zu gründen. Da eine zweite St. Sebastianus Schützenbruderschaft in einer Pfarrei nicht errichtet werden konnte, bildeten die Gründer einen Schützenverein und erwählten zum Schutzpatron St. Eustachius. St. Eustachius war römischer Kriegsheld und Märtyrer der hl. Kirche und gehört zu den hl. 14 Nothelfern. So wurde im Jahre 1880 der St. Eustachius Schützenverein gegründet.

Besondere Verdienste um die Gründung erwarben sich der damalige Hauptlehrer an der Schule zu Wattmannstraße Heinrich Schmitz sowie Tillmann Stelzmann Holz-büttgen und Friedrich Tillmann Rottes. Die beiden letztgenannten stifteten auch die ersten Schützenfahnen. Der neue Schützenbezirk umfaßte die Ortschaften Rottes, Heide, Wattmannstraße, Vorst, Linning und Holzbüttgen, soweit es zur Kirchengemeinde Vorst gehört.

Der erste Präsident des Schützenvereins war Tillmann Stelzmann. Seine Nachfolger waren Friedrich Tillmann, Mathias Tillmann, Jakob Heimes, Johann Ebels, Wilhelm Becker und Peter Heimes seit 1911.

Seit 1880 wurde alljährlich das Schützen- und Volksfest gefeiert. Dieses wurde jedoch, um die Schützenbruderschaft Büttgen nicht zu schädigen und auch zum eigenen Vorteil auf die Herbstkirmes verlegt, welche am Sonntag nach dem Feste Kreuzerhöhung am 14. September stattfindet. Im Jahre 1905 fand unter großer Beteiligung auswärtiger Schützenbruderschaften und Vereine das 25-jährige Jubelfest statt. Im Jahre 1909 fiel das Schützenfest wegen Unstimmigkeiten mit den Saalbesitzern aus. 1910 bis 1913 wurde das Schützenfest wieder gefeiert. 1914 brach kurz nach dem Festder 1. Weltkrieg aus. Viele Schützenbrüder gaben ihr Leben für Heimat und Vaterland.

Im Jahre 1920 konnte das Schützenfest wieder aufleben. 1922 bis 1924 mußte dasselbe durch Verbot der Besatzung ausfallen. 1925 wurde das Schützenfest wieder gefeiert nach alter Tradition und weiterhin bis 1938. 1928 wurde die Erzbruderschaft vom hl. Sebastianus gegründet. Auch der St. Eustachius Schützenverein erkannte die Zeichen der Zeit und schloß sich der Erzbruderschaft an und erhielt dadurch den Charakter als Bruderschaft. Im Jahre 1930 war das 50-jährige Jubelfest des St. Eustachius Schützenvereins. Viele auswärtige Bruderschaften und Schützenvereine nahmen daran Teil. Auch der Präsident der Erzbruderschaft, Seine Durchlaucht Fürst Franz Salm Reifferscheidt Dick, beehrte den Schützenverein mit seiner Teilnahme.

Der Landrat Dr. von Chamier überreichte eine Ehrenplakette. Gleichzeitig fand die Weihe einer Schützenfahne statt. 1935 fand am 20. Januar die kirchliche Aufnahme des Schützenvereins in die Erzbruderschaft statt in der Pfarrkirche St. Antonius Büttgen Vorst. Durch die Erhebung des Recktoratsbezirkes zur Pfarrei stand der Errichtung der Bruderschaft jetzt nichts mehr im Wege. Kurz nachher begann der Kampf des 3. Reiches gegen die Bruderschaften und die kirchlich angeschlossenen Vereine. Trotz heftigem Widerstand des Vorstandes und der großen Unfreiheit der Mitglieder mussten viele alte Traditionen aufgegeben werden um es zu ermöglichen, den Schützenverein in der bisherigen Form zu erhalten und somit zu retten, was eben möglich war.

1939 als die ersten Vorbereitungen bereits getroffen waren, brach der 2. Weltkrieg aus. Wiederum mussten viele Schützenbrüder dem Rufe folgen und Viele gaben ihr Leben hin für Heimat und Vaterland. Infolge dieses Krieges ruhte die Tätigkeit des Schützenvereines bis zum Jahre 1946.

Dank der Bemühungen der Erzbruderschaft, welche jetzt den Verband der historischen kath. deutschen Schützenbruderschaften wieder ins Leben rief und seine Anerkennung bei der Militärregierung durchsetzte, konnten diese ihre Tätigkeit wieder aufnehmen.
Unter der geschickten Leitung des langjährigen Präsidenten Peter Heimes ist es gelungen, den St. Eustachius Schützenverein rein und unverfälscht durch alle Hindernisse hindurch zu steuern, so dass auf der General-Versammlung vom 8. September 1946 der Schützenverein einstimmig in eine Bruderschaft umgewandelt werden konnte und unter dem Namen St. Eustachius Schützenbruderschaft 1880 Büttgen – Vorst in den Bund der historischen kath. deutschen Schützenbruderschaften aufgenommen werden konnte und ihre Tätigkeit wieder aufnahmen.

Die Schützen- und Volksfeste 1946, 1947 und 1948 konnten wieder in beschränktem Umfang gefeiert werden. Von einem öffentlichen Schützenfest wurde in Anbetracht unserer noch in Gefangenschaft schmachtenden Mitbrüder abgesehen. Es ist der Wunsch aller Schützenbrüder, dass diese noch fern von uns weilenden bald in die Heimat zurückkehren. Dann soll 1949 das Schützen- und Volksfest wieder nach alter Tradition gefeiert werden.

Die erste Fahne des Schützenvereins ist im Laufe der Zeit stark mitgenommen und unbrauchbar geworden. Es wurde eine neue Fahne als Traditionsfahne in Auftrag gegeben, welche der ersten Fahne entsprechen soll. Im Jahre 1892 wurde eine zweite Fahne, die Jägerfahne eingeweiht. Eine dritte Fahne, welche 1930 beim 50-jährigen Jubelfest geweiht wurde, ging durch Kriegseinwirkung verloren.
Die Reihenfolge der Schützenkönige ist unter Titel 1. in diesem Buche eingetragen. Die Obersten des Schützenregimentes waren: Franz Bresser, Peter Müllers, Lorenz Schmitz, Anton Stirken und seit 1911 Jakob Müllers. Martin Deussen ist seit 1902 Mayor, zuerst Jägermayor und seit 1911 Grenadiermayor.

Die St. Eustachius Schützenbruderschaft war immer bestrebt, das alte Volksbrauchtum zu pflegen und weiter auszubauen. Bei der Fronleichnamsfeier, beim St. Martinszug der Kinder und beim Schützen- und Volksfest hat sie die Erhaltung der alten Tradition als ihre vornehmste Aufgabe angesehen und soll dies auch in Zukunft sein. Bei der Fronleichnamsprozession begleitete der Schützenkönig im Ornat das Aller-heiligste. Sämtliche Fahnen der Schützenbruderschaft verschönten die Prozession. Auch das Böllerschießen wurde von der Schützenbruderschaft durchgeführt. Zum Martinszug wurde die Musik zur Verfügung gestellt.

Gestaltung des Schützen- und Volksfestes

Nach alter Tradition wurde das Schützen- und Volkfest in nachfolgender Weise gefeiert:

Samstag
abends: Fackelzug, Ehrung des Schützenkönigs und des Pfarrers. Großer Zapfenstreich auf dem Kirchplatze und letzte Generalversammlung eventl. Ehrung der Jubilare.

Sonntag
morgens: Hochamt für die Lebenden und Verstorbenen der Bruderschaft
nachmittags: Festzug und Königsparade.

Montag
morgens: Requiem für die Gefallenen und Verstorbenen der Pfarre. Parade vor der Hochw. Geistlichkeit, Ehrung der Gefallenen und Kranzniederlegung an den Kriegergräbern.
nachmittags: Festzug und Parade vor dem Hofstaat.
Seit 1912 veranstaltet der hiesige Reiterverein im Anschluß daran sein großes Trab-, Flach- und Hürdenrennen.

Dienstag
morgens: Königsvogelschießen, Ehrenbegleitung des neuen Schützenkönigs
nachmittags: Letzte Parade vor dem alten Schützenkönig
abends: Einführung des neuen Schützenkönigs und feierliche Krönung desselben

An den drei Festtagen in den Festlokalen Festbälle.

Diese Festordnung wurde seit Gründung der Schützenbruderschaft bei allen Schützen- und Volksfesten unter unwesentlichen Änderungen beibehalten.

Büttgen-Vorst im Dezember 1948
Heinrich Hannen, Holzbüttgen
TT. Vorsitzender